Ausbildung zum Begleit- und Besuchshund für Danilo (Michl) von den Brüner Höhen
Der Plan:
Im Februar kontaktierte Gabi den Hilfsdienst der Malteser in Jülich telefonisch. Sie wollte anfragen ob eine Ausbildung zum Begleit- und Besuchshund für Danilo (Michl) unserem Berner möglich ist und welche Voraussetzungen er mitbringen muss. Man vertröstete Gabi und versprach einen Rückruf der dann aber leider nicht erfolgte. Wahrscheinlich wegen den anstehenden Karnevalstagen. Ich glaube danach wurden wir einfach nur vergessen. Im März besuchten wir eine regionale Wirtschaftsschau in Aachen an der auch der Hilfsverband der Malteser anwesend war. Gabi sprach eine Dame am Stand an und erklärte des Gespräch vom vorherigen Monat. Sofort wurden unsere Daten registriert und wir bekamen eine Infobroschüre. Die Dame versprach das der Ortsverband Eschweiler sich mit uns in Verbindung setzt. Als wir zu Hause ankamen hatten wir eine Nachricht der Malteser auf dem AB. Gabi rief die hinterlassene Telefonnummer an und erklärte der Mitarbeiterin unseren Plan mit Michl. Sie war begeistert und es wurde für den 19.03.2023 12:00 Uhr ein Informationsgespräch in Eschweiler vereinbart. An dem genannten Termin nahmen dann noch weitere 10 Hundebesitzer teil. Der Ortsverband stellte sich vor, genauso die Hundetrainerin die unsere Hunde gerne ausbilden möchte und wir die Hundebesitzer. Danilo und die anderen Vierbeiner mussten eine Aufnahmeprüfung unter Aufsicht der Ausbilderin ablegen.
Genau eine Woche später:
Man sagte uns, dass alles ganz einfach wäre mit der Prüfung, genaueres wurde nicht verraten. Am 26.03.2023 erschienen wir also, Gabi, Ralf und Danilo zum Aufnahmetest in Eschweiler. Wir waren zu früh da und dann gab es noch eine Verzögerung von guten 50 Minuten. Als wir dann dran waren war der Ablauf anders als wir uns das vorgestellt hatten. Danilo musste abgelegt werden, ich ging dann ca. 5 Meter von ihm weg und rief ihn ab.
Danilo ging ohne Leine an gefüllten Fressnäpfen vorbei ohne davon zu naschen. Weiter machte man mit lautem Geschrei und Gebrüll, eine Eisenkette fiel in einen Blechnapf, ein Buch wurde auf den Fliesenboden geworfen, er ist mit der Trainerin in ein anderes Zimmer gegangen das passierte dann allerdings nur mit Bestechung von Leckerchen. Ich habe ihm sein Spieltier aus dem Fang genommen. Alles gut. Er musste sich bürsten lassen auch gegen den Strich, ertragen das man über ihn steigt, seinen Bauch streichelt, seine Rute begutachtet, sein Maul öffnet. Alles ohne Ansprache.
Es gab freundliche, laute Begrüßungen sowie Weinanfälle natürlich von den Mitarbeiterinnen der Malteser. Der Rückruf gelang immer. Danilo war von dem ganzen Theater ziemlich unbeeindruckt. Weiter ging es mit einem Menschen der an Krücken ging. Eine Gehhilfe wurde Richtung Hund fallengelassen, er wich aus. Auch okay. Danach kam die Rollstuhlnummer. An der ist unser Hund gescheitert. Er ist vor dem Menschen im Rollstuhl geflüchtet. Auch als ich mich im Stuhl hab schieben lassen nahm er reiß aus. Trainingssache meinte die Ausbilderin. Unser Hund war danach ziemlich fertig.
Fazit: Danilo wurde zur Ausbildung zum Begleit und Besuchshund zugelassen.
Die erste Trainingseinheit startete am 02.04.2023.
Die Ausbildung:
Die Hundetrainerin stellte sich nochmals vor. Eine Trainingseinheit dauert 90 Minuten. Das Ganze dann 7-mal. Michl hat sich zu Beginn der ersten Übungsstunde ausdrucksstark vorgestellt. Er jammerte, heulte wie ein Welpe sprang und war sehr aufgedreht. Elke, die Trainerin meinte es wäre ein Protest der vom Hund ausgeht. Sie meinte unser Hund wollte die „Weltherrschaft“ übernehmen. Michl beruhigte sich dann aber sehr schnell. Es wurden Basics aus der Hundeschule abgerufen. Sitz, Platz, Bleib.
Eng an anderen Hunden vorbeigehen, kein Futter vom Boden fressen. Auf engstem Raum mit 9 anderen Hunden, im Platz Minutenlanges warten.
Zwischendurch immer wieder Sitz. Die Hunde dürfen auf dem Trainingsplatz nicht ihr Geschäft verrichten. Dafür musste man den Platz verlassen. Leckerchen wurden verteilt die der Hund dann nicht fressen durfte. Styroporplatten sind ausgelegt worden auf denen Michl und die anderen Hunde sich setzten sollten. Hat bei allen Hunden geklappt nur bei Michl nicht. Wir müssen sagen das bei aller Ernsthaftigkeit es doch manchmal recht locker zuging. Zumindest ab dem 2.Trainingstag. Da war dann auch die Anspannung bei den Hundebesitzern und den Tieren etwas gelöster.
Die dritte Ausbildungsstunde beinhaltete die Anprobe von Halstuch sowie messen der Hunde für die passenden Geschirre. Für die Hundebesitzer sind dann noch Poloshirts und Jacken bestellt worden.
Die Hunde mussten um Stangen laufen. Mal außen an der Leine mal innen, rechts herum, links herum. Sitz, Platz in verschiedene Richtungen. Aufstehen eng an andere Hunde vorbeigehen.
Zwischendurch stehen bleiben wieder um Stangen laufen, zwischen Rollstuhl und Rollator gehen.
Sich vor dem Rollstuhl setzten. Der Rückruf wurde geübt genauso wie das Bleib. Zwischendurch immer wieder Pausen in denen der Hund sich setzen sollte, wo nur geredet wurde und für die Vierbeiner nicht viel passierte.
Gabi und ich bekamen dann unseren ersten Besuchstermin in einer Altersresidenz natürlich ohne Michl, damit wir uns den Ablauf einer Besuchsstunde mit Besuchshund einmal anschauen konnten.
Wir trafen uns mit den ausgebildeten Begleitteams vor der Residenz und stellten uns vor.
Es waren 3 Hunde mit Frauchen da, die auch jede Menge Sachen dabeihatten. Und los ging es zu den Senioren. Die Hunde wurden jedem Heimbewohner vorgestellt, es waren so etwa 15 Senioren anwesend. Alle total entspannt und doch irgendwie aufgeregt. Die Hunde machten Sitz, Platz, und Bleib sprangen über Stangen die von den Heimbewohnern festgehalten wurden. Räumten ihre Spielsachen in eine Wanne und tanzten wie Limbo Tänzer unter Hindernissen. Beeindruckend. Die Heimbewohner durften die Hunde streicheln und bürsten, Leckerchen inklusive. Das Ganze dauerte dann so 60 Minuten man verabschiedete sich. Alle Senioren waren echt glücklich und zufrieden, man konnte es an ihren Augen und einem Lächeln im Gesicht der Bewohner ablesen. Wir hatten den Eindruck das die Hunde ziemlich alles gegeben hatten, das wurde uns dann auch von den Besitzerinnen bestätigt.
Die vierte Trainingsstunde war ähnlich wie die davor, nur saß die Trainerin in einem Stuhl und ließ sich Hundetrockenfutter aus einer Schüssel gut schmecken. Alle Hunde mussten einzeln im Sitz daneben verweilen und zuschauen, wie Elke sich die Leckerchen fast in den Mund schob und in den Blechnapf laut fallen ließ, für einige Hunde schwierig. Die Vierbeiner wurden ins Platz gebracht und die Hundebesitzer setzten sich auf eine Bank, mit dem Gesicht zum Vierbeiner. Auch kein Problem, dann die nächste Aufgabe.
Hund wieder im Platz, Besitzer auch wieder auf die Bank setzen aber diesmal mit dem Rücken zum Hund. Für Michl kein Problem. Und wieder Sitz, Platz, Bleib, noch eine Runde durch die Hundeschar alles an lockerer Leine. Die Leinenführung muss oft gewechselt werden, je nachdem zu welcher Seite man an den Hunden vorbei geht mal recht mal links. Kontaktaufnahme oder Küsschen geben ist zwischen den Hunden strikt untersagt, klappt alles gut, bei mir und Michl aber zufrieden bin ich wenn ich ehrlich bin noch nicht, wobei man uns bestätigt das unser Berner wirklich gute Fortschritte macht…..und ich auch.
Die fünfte Ausbildungsstunde fand dann in der Hundeschule von Elke Mai statt.
Ein riesiges Übungsgelände mit einem tollen Hundespielplatz. Wir durften den gesamten Platz mit den Spielgeräten ausprobieren, das wurde natürlich von allen Hundebesitzer mit Hund genutzt.
Die Übungseinheiten kamen aber auch nicht zu kurz. Ein Kreis wurde gebildet und alle Übungsteilnehmer setzten sich auf einen Stuhl. Die Hunde neben sich im Platz oder bleib.
Jeder Teilnehmer sollte jetzt um die Hundebesitzer gehen wobei sein Hund neben dem leeren Stuhl bleibt. Echt schwierig für die meisten Hunde. Auch für Michl, nach dem 3. Anlauf hat es dann auch bei uns geklappt. Immer wieder wird uns vermittelt das wir Chef sind und nicht der Hund. Ruhe und Geduld sind enorm wichtig für Hund und Hundebesitzer, weil der Faktor Zeit für diese Ausbildung wirklich eine untergeordnete Rolle spielt.
Vor der sechsten Stunde haben wir dann die bestellten Jacken und Shirts anprobieren. Die Hunde sind mittlerweile wirklich ziemlich entspannt und freuen sich auf das Training, so ist zumindest mein Eindruck. Michl tickt zwar immer noch ab und zu aus, es geht aber besser als noch am Anfang der Ausbildung. Er ist total verliebt in Akuma einer Huskymischlingshündin die kurz vor ihrer Hitze steht und Michl unter anderem schöne Augen macht.
Echt sehr anstrengend für uns Beide. Die Trainingsstunde verlief dann aber erstaunlicherweise super gut, ich war entspannt, Michl war entspannt und die Trainerin war mit uns zufrieden. Keinen Stress, keine Ungeduld, kein Maßregeln, Harmonie…. endlich.
Die siebte Stunde begann dann für Danilo und mich wie die erste Übungseinheit, Welpengetue, hochspringen an der Leine, Sitz, Platz, Bleib, alles weg was gelernt und trainiert wurde, vergessen zumindest ein Großteil davon. Wieder Disziplin und Ordnung reinbringen zwischen Danilo und mir.
Seltsamerweise klappt und geht das zu Hause ganz easy mit dem Gehorsam. Aber halt nicht so auf dem Platz mit anderen Hunden. Nächste Woche ist Prüfung im gleichen Raum da wo wir den Aufnahmetest abgelegt haben. ….. mal sehen.
Die Prüfung :
Am Prüfungstag haben ich, Zita und Michl noch eine Gassi Runde genossen. Gabi wurde schon früh abgeholt von einer Hundekollegin die auch die Ausbildung mit ihrem Hund bei den Maltesern macht. Ich habe nicht gefrühstückt, sondern 2 Tassen starken Kaffee getrunken.
Gabi hatte sich als Schreiberin bei der Prüfung von verschiedenen Hunden zur Verfügung gestellt
weil sie an der Ausbildung von Michl nur bedingt teilnehmen konnte, wegen ihrer gebrochenen Schulter.
Nach dem Spaziergang wurde Michl nochmals gebürstet. Habe dann mein Malteser Poloshirt angezogen, Leckerchen in die Hosentasche, Bescheinigung vom ersten Hilfe Kurs in den Umhänge Beutel getan, genauso wie eine Bürste und ein Spielzeug. Malteserjacke unter dem Arm Zita verabschiedet und ab nach Eschweiler zur Prüfung.
Unser Termin war um 11:20 Uhr. Der Termin wurde auf die Minute genau eingehalten und wir durften den Prüfungsraum betreten.
Ich stellte Michl und mich vor. Ach der Michl aus dem Kinderbuch sagte Prüferin Petra.
Ich nickte und sagte meinen Standartspruch: „Wenn Michl ein Vorschulkind wäre, hätte er mit ziemlicher Sicherheit auch eine Suppenschüssel auf seinem Kopf“. Gelächter.
Dann begann die Prüfung. Alles wie gehabt, Sitz, Platz, Bleib. Rollstuhl, Rollator nichts vom Boden fressen. Sich streicheln und kraulen lassen, laute Begrüßung, Geweine und mit dem Rollstuhl in die Enge genötigt werden. Platz bei einer essenden Person im Rollstuhl. Fallende Krücken neben Michl. Maul öffnen, Ohren befummeln, an einem gefüllten Futternapf vorbeigehen, mit der Trainerin den Schulungsraum verlassen ohne Leckerchen. Eisenkette in Blechnapf fallen lassen. Buch auf den Boden knallen. Alles kein Problem.
Wirklich Vorbildlich unser Hund. Das ist mir dann auch von Petra der Prüferin bestätigt worden. Bestanden zu 100%.
Sie sagte mir alle Pflegeeinrichtungen wollen in Zukunft mit ziemlicher Sicherheit nur noch Michl buchen, weil er so präsent ist. Ich denke sie meint das Ernst. Ihr braucht den Hund nur am Heimempfang abzugeben um ihn dann 2 Stunden später wieder abzuholen, den Rest machen die Senioren. Unser Hund Michl hat uns überrascht und macht uns ein wenig Stolz. Die Ausbildung war weder für Michl noch für uns einfach. Es hat viel Arbeit und Geduld gebraucht um da zu sein wo wir jetzt sind, aber es hat sich, denken wir, gelohnt. Wir glauben das bei den Besuchen in Pflegeeinrichtungen sowie auch privat bei Menschen mit Defiziten, Michl ein wenig Freude und Abwechslung in den Alltag der pflegebedürftigen Menschen bringt.
© Ralf Nießen und Gabi Hagelstein Nießen