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Vom Welpenkäufer zum Züchter

Meistens beginnt es damit, dass man beschließt sich einen Hund zu kaufen. Auch die Rasse ist festgelegt und man macht sich auf die Suche nach einem Welpen. Das Angebot im Internet und den anderen Medien ist groß und kaum überschaubar. Wo trennt sich hier die Spreu vom Weizen?

Für Laien eine schwierige Angelegenheit, denn schon allein in den gesundheitlichen Daten gibt es von Verein zu Verein usw. sehr große Unterschiede. Schon deshalb sollte man sich belesen und auch beraten lassen, denn die wenigsten Welpen Interessenten wissen um die Unterschiede der verschiedenen Zuchtverbände und auch um die Tatsache das z.B. in Deutschland Fr. Dr. Viefhues die bestellte und anerkannte Gutachterin der Schweizer Sennenhunde für HD / ED / OCD Auswertungen der FCI ist. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass man die Auswertungen durch z.B. einen Haustierarzt nicht mit einer Ihrer Auswertungen vergleichen kann und darf … als Faustregel gilt: Es muss immer ein Gutachter die Röntgenbilder betrachten und bewerten – im Idealfall Fr. Dr. Viefhues.

Um also zunächst die Zuchtstätte der Wahl einzugrenzen, hilft es, den Züchter nach seinem Zuchtverband zu fragen und dann die Zuchtbestimmungen dieses Verbandes zu lesen. Mehr als sinnvoll ist es, sich die Zuchtbestimmungen anderer Verbände/Vereine zu besorgen und zu vergleichen. Bei den meisten findet man nur sehr allgemeine Bestimmungen, aufgeteilt in Groß u. Kleinrassen – eben nicht Rassespezifisch.

Und hier beginnt das Problem für unsere Rasse. Der Berner Sennenhund ist leider mit sehr vielen Baustellen behaftet, deshalb ist es mehr als wichtig seine Weiterzucht sorgsam und mit viel Verantwortung zu betreiben und dazu braucht es eine Zuchtordnung welche auf die Rasse zugeschnitten ist.

Es hilft der Rasse auf Dauer nicht „Zucht im Verborgenen“ zu betreiben, nur darauf bedacht zu sein möglichst den Markt zu bedienen, immer die gleichen Deckrüden zu verwenden und Probleme zu verdrängen und zu verschweigen.

Nur ein ehrlicher Züchter ist weitreichend ein guter Züchter, welcher sich seiner Verantwortung bewusst ist – hier sind Züchter und Deckrüden Besitzer gleichermaßen in der Pflicht.

Ist nun der Züchter und der Welpe gefunden, reift nun die Idee der eigenen Zucht … so ein Wurf Welpen zu Hause, dass muss doch schön und niedlich sein! Ja natürlich ist es das, aber auch sehr anstrengend für Mensch und Hund, von all den anfallenden Kosten ganz zu schweigen.

Trotzdem wollen Sie sich der Verantwortung stellen und mit dem Abenteuer Zucht beginnen?

NUN GUT!!!

Züchter benötigen Fachwissen

Sie haben eine reinrassige Hündin oder einen Rüden und möchten gerne "rasserein" züchten? Die Zucht einer Rasse zielt immer auf die Qualität, die Verbesserung und den Erhalt dieser Rasse. Es reicht nicht aus, wenn man zwei Hunde der gleichen Rasse als Elterntiere "zur Verfügung" hat. Die sorgfältige Zucht bedarf eines immensen Hintergrund- und Fachwissens über Rasse, Vererbung (Genetik) und tiermedizinische Aspekte wie Anatomie, Physiologie und mögliche gesundheitliche Risiken. Dies alles gehört zu der sorgfältigen und verantwortungsbewussten Hundezucht. Sind Sie bereit sich auch mit der theoretischen Materie auseinanderzusetzen, damit Zuchtziel und Hundegesundheit nicht leiden müssen und wirklich gesunde Welpen geboren werden?

Gute Züchter lernen NIE aus – Weiterbildung in Theorie und Praxis haben höchste Priorität, wenn man sich einen „Guten Namen“ innerhalb seiner gewählten Rasse schaffen und erhalten möchte. Dazu gehören der aktive und passive Besuch von Rassehundeausstellungen um auch über den Tellerrand hinaus zu schauen, sowie regelmäßige Teilnahmen an Züchter-Seminaren welche in der heutigen Zeit auch online zur Verfügung stehen.

Bei der Zucht muss nicht nur die körperliche Gesundheit der Elterntiere berücksichtigt werden, sondern auch der Charakter. Weisen Hündin oder Rüde bereits Charakterschwächen auf (Ängstlichkeit, Nervosität oder auch Aggressivität), so sollten Sie davon Abstand nehmen mit diesen Hunden zu züchten. Die Charakterschwäche kann durchaus an die Welpen vererbt werden. Und auch eine bereits bestehende Charakterschwäche der Mutterhündin wird nicht durch Mutterschaft eliminiert. Die Hündin kann zwar selbstbewusster werden, aber das Mutterdasein führt zu keiner grundlegenden Wesensverbesserung. Hinsichtlich künftig auftretender Probleme mit unerwünschten Wesenszügen der Welpen sollte nur mit wesensfesten Elterntieren gezüchtet werden.

Raum, Zeit und Kosten

Haben Sie genügend Platz für die Aufzucht der Welpen? Zu Beginn werden die Welpen ihre erste Zeit in der Wurfkiste verbringen, doch je älter sie werden, desto mehr Platz werden sie in Anspruch nehmen. Zu einer verantwortungsbewussten Aufzucht der Welpen gehört auch eine dem Alter entsprechende, beginnende Sozialisierung mit ihrer Umwelt. Es ist für ihre soziale Entwicklung wichtig, dass sie frühzeitig die Möglichkeit bekommen ihre Umgebung mit Menschen (auch Kinder), anderen Haustieren und neuen Eindrücken kennenzulernen. Ein Hund (und sein künftiger Halter) wird es später sehr schwer haben, wenn er als Welpe nicht schon "die Welt kennen und einschätzen" gelernt hat.

Sie benötigen dafür nicht nur die räumliche Möglichkeit drinnen und draußen, sondern auch eine Menge Zeit und Geduld. Regelmäßige Versorgung von Mutter und Welpen ist selbstredend absolut notwendig und der Zeitaufwand dafür sollte nicht unterschätzt werden. Nicht nur die Futterzubereitung und Säubern der Wurfkiste gehören dazu, sondern auch regelmäßige Gesundheitskontrolle, Spiele und Sozialisierungs"arbeit" erfordern ein gutes Maß an Zeit. Stellen Sie sich nur mal vor, Ihre Hündin hat Sie mit zehn Welpen beglückt, welche jetzt groß genug sind ihre neue Welt zu erkunden und dabei auch durchaus Pfützchen und Häufchen hinterlassen. Und lange alleine lassen würden Sie Ihre Kinder ohne Aufsicht auch nicht, oder? Das bedeutet folglich, dass es am besten wäre, wenn immer jemand im Hause ist - oder zumindest die Abwesenheitszeiten geringgehalten werden können. Weiterhin kommen schlaflose Nächte, Tierarztbesuche zur Kontrolle, Entwurmung, Impfung uvm. hinzu.

Auch Kaufinteressenten wollen gut beraten werden und kommen regelmäßig … manchmal passt es am Ende dann doch nicht und dann muss man auch NEIN sagen können, auch wenn der entsprechende Welpe dann länger bleiben wird, weil erst neue Welpeneltern gefunden werden müssen.

Die Kosten sind auf den ersten Blick gar nicht überschaubar oder als Mehrkosten zu erkennen. Die erste Voraussetzung für einen Wurf Welpen ist ein gesundes Muttertier. Vor der Bedeckung sollte der Gesundheitszustand kontrolliert werden. Bei Rassehunden kostet die Vorbereitung der Hündin (Zuchtzulassung inklusive den benötigten Rassehundeausstellung, der Körung und eventuell dafür geforderten Gesundheitszeugnisse) sowie der Deckakt des Rüden, Deckzeitbestimmung usw. in der Regel Geld. Die Höhe der Deckgebühren wird vorher schriftlich festgelegt, damit es nicht zu Streitigkeiten kommt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Vereinbarung. Auch sollte man sich von dem Gedanken befreien, dass, sollte man einen Rüden und eine Hündin besitzen, diese auch immer genetisch zusammenpassen oder bzgl. einer Verpaarung auch harmonieren – oft ist eher so, dass sich Hündinnen vom hauseigenen Rüden nicht unbedingt decken lassen bzw. Rüden dies nicht favorisieren.

Die werdende Mutter benötigt in der Trächtigkeitsphase eine hochwertigere und anders zusammengesetzte Ernährung als der "normale" erwachsene Hund. Auch dies bringt erhöhte Kosten mit sich. Gleiches gilt ebenfalls für die Aufzucht der Welpen, denn gerade in der Säugephase ist eine gute Ernährung der Hündin wichtig. Sobald die Welpen zugefüttert werden müssen, kommen weitere Kosten für entsprechend geeignetes Welpenfutter mit auf die Rechnung. Mit zusätzlichen Tierarztkosten sollte immer gerechnet werden: Der Tierarzt sollte zur Kontrolle der Trächtigkeit oder im Krankheitsfall, bei Geburtsschwierigkeiten und auch während der Aufzuchtzeit konsultiert werden.

Gesundheitliche Risiken

Jede Bedeckung, jede Trächtigkeit, jede Geburt birgt gesundheitliche Risiken für Ihre Hündin. Es kann alles glatt verlaufen, was wir natürlich hoffen, es können aber auch viele ungeahnte Probleme auftreten. Wie auch beim Menschen kann die Schwangerschaft der Hündin problematisch verlaufen. Es kann beispielsweise zu Stoffwechselstörungen, Überladung der Gebärmutter durch zu viele Welpen, Absterben der Welpen in der Gebärmutter, Entzündung der Gebärmutter oder der Milchleiste kurz vor der Geburt und Verlagerung oder Verdrehung der Gebärmutter kommen. In jedem Fall ist der Tierarzt nötig und lebensnotwendig! Sollten Sie eine Verhaltensveränderung bei Ihrer Hündin während der Trächtigkeit feststellen (Bewegungsfreude, Futteraufnahme usw.), suchen Sie bitte umgehend Ihren Tierarzt auf.

Auch im Geburtsverlauf kann es zu Schwierigkeiten kommen (Wehenschwäche, zu enger Geburtskanal, falsch liegende Welpen.). Schnelle Hilfe durch den Tierarzt kann Leben retten! Und wie bei kleinen Kindern ist es auch mit den Welpen. Sie verfügen noch nicht über ein gutes Immunsystem wie ein erwachsener Hund, auch wenn sie von ihrer Mutter über die Muttermilch erst mal mit entsprechenden Antikörpern versorgt werden. Die kleinen Wesen sind anfällig und ihre Entwicklung sollte genau kontrolliert werden, um zu gewährleisten, dass kein noch so kleines Wehwehchen (= Risiko!) übersehen wird.

Bedenken Sie bitte: Es bestehen immer gesundheitliche Risiken für Ihre Hündin und ihre Welpen während der gesamten Zeit. In ganz unglücklichen Fällen kann es sogar den Tod für Mutter und Welpen bedeuten. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass man mit der Planung des Nachwuchses beginnt und sich mit Wissen und Informationen eindeckt bevor gezüchtet wird.

Auch Deckrüden Besitzer sind Züchter, ein Wurf besteht immer aus Vater und Mutter, deshalb stehen auch beide Besitzer in der Pflicht und Verantwortung für das neue Leben. Beide müssen sich fortbilden und wissen was sie tun – auch Deckrüden Besitzer sollten das Wort NEIN anwenden können, wenn eine Deckanfrage nicht seriös erscheint oder die Hündin nicht den Anforderungen des Rassestandard entspricht. Nur solch eine Vorgehensweise dient auf lange Sicht unserer schönen Rasse.

Ammenmärchen und Illusion

Das Ammenmärchen, dass eine Hündin wenigstens einmal in ihrem Leben Mutterfreuden genießen sollte, weil es für ihre Gesundheit förderlich sei, ist widerlegt: Die Mutterschaft als gesundheitliche Prophylaxe (zum Beispiel zur Verhinderung von Gebärmutterentzündungen oder Gesäugetumoren) ist nicht nötig. Auch Scheinträchtigkeit wird dadurch nicht verhindert. Eine Illusion ist, dass man durch Hundezucht Geld verdienen kann, sofern man sie verantwortungvoll betreibt. Dies verdeutlicht wohl der oben angeführte Abschnitt über den Kostenaufwand, der auf einen Hundezüchter zukommt. Natürlich kann jeder, der möchte, eine Zucht aufbauen. Doch sollte sich auch jeder im Vornherein informieren, was auf ihn und seine Hündin zukommt.

Es sind viele Investitionen in Geld und Zeit notwendig, um erfolgreich Hunde zu züchten.

Finde die richtigen Welpenkäufer, die sich den Hund nicht nur leisten können, sondern auch ein passendes Umfeld bieten können (Menschlich, Zeit, Beschäftigung).

Verantwortungsvolle Zucht ist mehr als nur Welpen zu "produzieren"!

Kann man sich mit all den genannten Dingen identifizieren ist Hundezucht eine wirklich erfüllende Tätigkeit – allerdings liegen Züchterfreud und Züchterleid immer nah beieinander

Text © Gabriele Schmitz

Über uns

Der Berner Sennenhunde Verein 2010 e.V. ist ein zuchtbuchführender Verein für Berner Sennenhunde. Unsere strenge Zuchtordnung basiert auf dem international gültigen Rassestandard Nr. 45  des FCI (Fédération Cynologique Internationale).

Kontakt

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